joerg107 VX-Lehrling
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Verfasst am: So Jun 03, 2007 15:10:44 Titel: Kurzbericht Treffen der Schwabenfraktion mit Südschlenker |
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Vorwort
Da der Übergang der schwäbischen Alb in den Nordseedeich ja bekanntlich fließend verläuft, ist es sicherlich nicht falsch, mich als Nordschwaben zu bezeichnen. Aus diesem Grund konnte ich mir das Treffle der Schwabenfraktion natürlich nicht entgehen lassen. Wo ich da schon mal in Mittelschwaben war, konnte ich dann auch noch gleich in Südschaben, und ein paar Alpenpässle mit meinem zweizylindrigen Liebling befahren.
Da Tourenberichte hier inzwischen Seltenheitswert haben, und selbst GregN seine VX mittlerweile mit einer kettenbehängten Yamahaschlampe betrügt, hab ich mich dazu entschlossen dieses Kurzberichtle zu verfassen.
Der Start
Da gerade Himmelfahrt war, und man eine Tour auf der VX ja auch als himmlisches Fahren bezeichnen kann, fuhr ich also los. Gemütlich schlug ich durch den Elm den Weg in den Harz ein, um mich an der Rappbodetalsperre erst einmal mit einem Kaffee zu stärken. Leider war diesmal keine weitere VX auf dem Parkplatz an der Talsperre. Wieso eigentlich nicht?
Weiter ging’s durch Eichsfeld, den Thüringer Wald, Wasungen nach Dettelbach, wo ich nach der lecker fränkische Küche und einigen Frankenwein die Nacht verbrachte.
Am nächsten Morgen durch das liebliche Taubertal zum Kloster Schöntal, welches in einem Tal liegt, was sehr schön ist. Leider war keine weitere VX in Schöntal. Wieso eigentlich nicht?
Durch das benachbarte Berlechingen durchfuhr ich ohne anzuhalten, um zu verhindern, dass ein Nachkomme vom alten Götz mich an der Rückenverlängerung abschleckt.
Kurz darauf musste ich leider feststellen, dass sich mein linker Auspuffkrümmer etwas gelöst hatte, was meine zweizylindriger Liebling bisweilen mit Fehlzündungen quittierte. Das Nachziehen er Krümmerschrauben führte zu keiner wirklichen Besserung. Ja egal, da mußte ich halt die Krümmerdichtung wechseln, sobald der Motor einmal abgekühlt war. Eine solche hatte ich bei Touren immer dabei, da mich der gleiche Defekt schon einmal vor ca. 10 Jahren ereilt hatte. Dazu war jetzt aber keine Zeit, denn die Schwabenfraktion wartete.
Kurz vor Stuttgart war es das in großen Lettern zu lesen: BREUNIGERLAND. Auf dem MC-Dingsbumsparkplätzle musste die Schwabenfraktion warten. Leider war keine weiter VX auf dem Parkplatz von Mc-Doof. Wieso eigentlich nicht?
Tja, vermutlich weil ich am Breunigerland in Ludwigsburg und nicht in Sindelfingen war.
Alle Wege führen nach Rom, dachte ich bisher. Beim Versuch die Ausfahrt in Richtung Autobahn zu finden, stellte ich fest, dass aller Wege zu IKEA führen!
Irgendwann hatte ich dann die Autobahn und bald auch das Breunigerland in Sindelfingen gefunden, wo ich die Schwabenfraktion standesgemäß mit einem Knall aus meiner Auspufftüte begrüßte.
Schwabentourle Schwabentour als WMV-Datei
Zwei Schwaben waren leider nicht dabei. Der eine musste schaffen, der andere vermutlich Häusle bauen. So sind wir halt, wir Schwaben!!!!
Keine Ahnung, wo wir langgefahren sind, aber es war sehr schön. Auf dem Weg noch schnell neue Überzieher gekauft, da ich meine in Nordschwaben vergessen hatte (für die Handschuhe, nicht was Ihr denkt).
Komischerweise zuckten die VX-Fahrer im Rückspiegel bei jedem Schuss aus meinem Topf so schreckhaft zusammen. Wieso eigentlich?
Gegen Abend trudelten wir dann in einer Veschperstation ein. Beim Blick ins Speisekärtle dann der Schock! Hanoi, koi Maultäschle, koi Schupfnudele, noch nicht mal Spätzle gab’s. Und so was im Ländle. Wiederwillig musste ich mit einer riesigen Portion Barbecueburger vorlieb nehmen. Heiligs Blechle, was spannte mir nachher der Ranzen!
Bei Sonnenuntergang trennte sich die Schwabenfraktion und ich suchte eine Übernachtungsmöglichkeit im Schwarzwald. Ich hätte mich natürlich im Grandhotel einbuchen können, aber da ich bekanntlich Nordschwabe bin, wo sehr preisbewusst ist, suchte ich mir eine kleine Pension.
Markgröningen
Mal nächsten Morgen nach dem Frühstück noch schnell die Krümmerdichtung wechseln, und dann ab durch den Schwarzwald Richtung Schweizer Alpen. Also Inbusschlüssel angesetzt, und im Nu hatte ich den Schraubenkopf in der Hand. Aber leider nur den Kopf, der Rest der Schraube genoss seinen festen Sitz, und lächelte mich aus Richtung Zylinderkopf an. Da ich über 500 Km von der nordschwäbischen Heimat entfernt war, war guter Rat teuer. Da Sonntag war schieden Werkstätten vorerst aus.
Also überlegt sch sich im Ländle ein Lokalschrauber finden könnte, und sofort fiel mir Erwin vom Vortage ein. Also mit Erwin telefoniert und ins schöne Markgröningen gefahren, was eigentlich schon seid Jahren Eurogröningen heißen müsste.
Dort versuchte Erwin unter vollstem Einsatz seiner Bohrer die Krümmerschrauben auszubohren. Nachdem alle Bohrer in den entsprechenden Größen verschlissen waren, war auch schon ca. ein Drittel der ersten Schraube ausgebohrt. Da wie schon erwähnt Sonntag war, kamen wir so nicht weiter.
Also entschlossen wir uns neue Löcher neben den eigentlichen Schrauben zu bohren. Ein etwas mulmiges in der Magengegend hatte ich schon. Ob die 6 mm Schrauben, anstatt der originalen 8mm Schrauben die Vibrationen im Volllastbetrieb halten würden, aber dazu später mehr.
Am Abend noch lecker Maultäschle geveschpert und am nächsten Tag ging durch den Schwarzwald Richtung Alpen.
Titisee Feldberg
Über Freudenstadt Richtung Titisee. Leider ist der Name von Titisee nicht Programm. Einen See gibt es zwar, aber den Rest hatte ich mir größer und praller vorgestellt. Enttäuscht fuhr ich mit meiner zweizylindrigen Busenfreundin weiter in Richtung Feldberg . Leider war keine weitere VX auf dem Feldberg. Wieso eigentlich nicht?
Vierwaldstädter See
Weiter ging’s in die Schweiz Richtung Luzern, wo ich feststellen musste, dass gerade ein Gewitter aufzog. Also schnell ein Zimmer in einem kleinen Familienhotel genommen, eh Himmel seine Schleusen richtig öffnete. Ich hätte natürlich auch in Hotel Au Lac einchecken können, aber bekanntlich bin ich ja Nordschwabe, der wo ziemlich sparsam ist.
Leider war keine weitere VX in Weggis. Wieso eigentlich nicht?
Vierwaldstädter See, die Sonne brennt, der Auspuff hält, Dreiwettererwin.
Tellsplatte
Am nächsten Morgen setzte ich meine Fahrt am Ufer des Vierwaldstädter Sees Richtung Gotthard fort, als ich an der {URL=http://www.tell.ch/schweiz/tellsplatte.htm] Tellsplatte{/URL] vorbei kam. Mit der Tellsplatte ist übrigens nicht der kreisrunde Haarausfall des alten Willi gemeint, sondern ein Uferstück an Vierwaldstädter See. Dort ist es sehr schön, weil man einerseits einen netten Blick über den See und andererseits einen netten Blick auf weiteren VX’en hat.
Teufelsbrücke
Weiter in Richtung Gotthard ging es dann endlich richtig in die Berge und schließlich kam ich an der Teufelsbrücke vorbei.
Nach der gängigen Sage hat der Teufel den Urnern die Brücke in den Schöllenen gebaut, die noch immer nach ihm benannt ist, die sogenannte Teufelsbrücke. Als Lohn erhielt er statt der erhofften Seele des ersten Menschen, der die Brücke überquert, nur die eines Geissbocks. Der betrogene Teufel wollte deshalb «seine» Brücke wieder zerstören. Im Wassnerwald holte er einen riesigen Felsbrocken. Wegen einer frommen Frau, die ein Kreuz darauf malte, vermochte er diesen aber nur bis Göschenen zu tragen. Dort liegt der Teufelsstein nun seit Jahrhunderten.
1977 wurde mit einem Budget von 300 000 Franken der 220 Tonnen schwere sogenannte Teufelsstein in Göschenen um 127 Meter verschoben. Er lag direkt auf dem Trasse der projektierten Gotthardautobahn.
Leider war keine weitere VX an der Teufelsbrücke. Wieso eigentlich nicht?
Furkapass
Weiter Richtung Gotthard bog ich in Wassen Richtung Furkapass ab. Der Gotthard hat zwar einen berühmten Namen, ist allerdings in Wirklichkeit ziemlich langweilig. Ich gab etwas mehr Gas auf dem Weg Richtung Furka, denn ich wollte in die Eisgrotte im Rhonegletscher am Hotel Belvedere, und beim ständigen Abschmelzen der Alpengletscher galt es da keine Zeit zu verlieren. Am Hotel Belvedere angekommen war die Enttäuschung dann groß. Hanoi, die Eisgrotte öffnete erst an nächsten Tag! Tja, bin ich wohl doch ein bissle zu schnell gefahren. Noch nicht einmal eine weiteren VX war auf dem Furkapass anzutreffen. Wieso eigentlich nicht?
Die Strasse führte hinab, vorbei an von Gletschern glattgehobelten Felswenden, um dann sogleich wieder in Richtung Grimselpass anzusteigen.
Grimselpass
Vom Furka gings weiter in Richtung Grimsel. Heiligs Pässle, gibt’s hier schöne Kurven. Oben angekommen musste ich mir natürlich den Eulen und Murmeltierpark ansehen.
Leider hatten die Murmeltiere wohl ihren Glaskugeln zu Hause vergessen, und so war’s Essig mit Murmelspielen. Noch enttäuschender war die Sache mit den Schneeeulen, die waren wohl auf Grund des Klimawandels schon alle geschmolzen.
Leider war die Passhöhe mit lauter VX’en vollgestellt. Wieso eigentlich?
Die Fahrt von vom Grimsel führt hinab über eine herrlich kurvige Strasse, vorbei an schönen türkis leuchtenden Stauseen, einer schöner als der Andere.
Sustenpass
Vom Grimsel in Richtung Sustenpass. Noch ein Pass der allerschönsten Sorte. Auf jeden fall machen diese Pässe mit der VX extrem viel Spaß immer vorausgesetzt, die VX befindet sich nicht auf einem Anhänger.
Auf den Sustenpass erst einmal eine Ovomaltine getrunken. Ich hätte natürlich auch einen von der Hummern essen können, aber schließlich bin ich ja Nordschwabe, und somit etwas knauserig.
Oberalppass
Vom Sustenpass fuhr ich mit meinem Töff, wie VX800 auf Schwytzerdütsch übersetzt heißt, zum Oberalbpass. Parallel zur kurvereichen Strecke führt eine Eisenbahnlinie. Auf der Passhöhe befinden sich dann ein dazugehöriger Bahnhof und ein kleines Skigebiet. Da aber nicht mehr genügend Schnee vorhanden war fuhr ich weiter Richtung Lukmanierpass.
Oberalppass, Windstärke 5, der Auspuff hält, Dreiwettererwin
Lukmanierpass
Der Lukmaierpass führt verhältnismäßig kurvenarm aber an einem schönen Stausee vorbei zur Passhöhe. Mache Motorräder neigen ja in der Höhenluft zu Überfettung, nicht so mein zweizylindriger Gipfelstürmer. Ohne Mucken und Murren schnurrte der schwarze Bolide! Das freute mich, den nach wie vor gilt: Ist die VX gesund, freut sich der Mensch!!!!
Leider war keine weitere VX auf dem Lukmanier. Wieso eigentlich nicht?
Wenn man den Alpenhauptkamm in Richtung Süden überquert, werden sowohl das Wetter als auch der Cappuccino deutlich besser. Für den Cappuccino mag das auch an diesem Tag zugetroffen haben, aber leider nicht für das Wetter. Den bei Bellinzona geriet ich in ein Sommergewitter, dass so kräftig war, dass ich mich veranlasst sah, eine dreiviertel Stunde unter einer Bushaltestelle mit zwei Harleyfahrern auszuharren, die dort ebenfalls angeschwemmt worden waren.
San Bernadinopass
Der San Bernadinopass verbindet Chur mit dem Tessin und sollte nicht mit den kleinen oder großen St.Bernhardpass verwechselt werden. Macht euch also keine Hoffnung, es gibt dort also keine kleinen flauschigen Bernadienerwelpen zum knuddeln.
Dafür ist der San Bernadino ein Pass mit Dutzenden wunderschönen Spitzkehren und erstklassigem Fahrbahnzustand, der in meinem Fall aber leider feucht war.
Leider war keine weitere VX auf den San Bernadinopass. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass es inzwischen Halbneun Uhr abends war, und leicht regnete.
Rofflaschlucht
Hinter dem Gasthaus führt ein enger Pfad in die Rofflaschucht, der auch unter einem Wasserfall des noch jungen, unter verhältnismäßig kleinen Rhein hindurchführt. Der Koch im Rasthaus an der Rofflaschlucht macht hervorragende Rösti.
Julierpass
Der Julierpass ist ein recht gut ausgebauter Pass mit schönen Kurven und ordentlichen Steigungen. Hier wurde sicherlich Shakesbier zu seinem berühmen Romeo und Julier inspiriert. Leider war mal wieder keine weitere VX auf dem Julier. Wieso eigentlich nicht?
Majolapass
Die Passhöhe des Majola hab ich leider total übersehen, und das kam so: Man fährt vom Julier kommend eine relativ gerade Strecke an ein paar sehr schön gelegenen Seen vorbei, bis man schließlich in den Ort Majola kommt. Wenn man dann auf der anderen Seite aus dem Ort herausfährt beginnen plötzlich die Serpentinen der schönsten Art in kurzer Folge, und dann weiß man, Majola war die Passhöhe des Majolapasses.
Chiavenna
Wenn man vom Majola in Richtung Splügenpass kommt an unweigerlich Chiavenna. In dem Ort biegt man rechts ab, und gelangt zu einem idyllischen Wasserfall. In dem kleinen Cafe neben dem Wasserfall machen sie ein hervorragende Cappuccino.
Splügenpass
Einer der schönsten Pässe in der in der Schweiz ist der Splügen. Auf beiden Seiten des Passes ziehen unzählige Serpentinen entlang. An der Südseite befindet sich obendrein ein sehr netter Stausee.
Leider war keine weitere VX auf dem Splügenpass. Wieso eigentlich nicht?
Via Mala
Die Via Mala ist eine berühmte Schlucht die speziell Fans von Heimatfilmen ein Begriff sein wird. Mir leider nicht, denn ich gucke keine Heimatfilme. An der Via Mala hat sich der Rhein im Laufe der Zeit bis zu 300 Meter in den Fels gefressen, dessen Wände nahe senkrecht in den Himmel ragen.
Albulapass
Der Albulapass verläuft verbindungsmäßig zwischen im Grunde genommen parallel zum Julier und Flüelapass. Im Gegensatz zu seinen benachbarten Brüdern ist er verhältnismäßig wenig befahren, was für eine nette VX-Tour sicherlich nicht von Nachteil ist. Leider führte dies aber auch dazu, dass keine weitere VX auf dem Albulapass anzutreffen war.
Flüelapass
Der Flüelapass führt von Davos ins Oberengadin. Die beiden Seiten des Flüela sind eigentlich nicht miteinander zu vergleichen. Während die Westrampe von Davos nahezu geradlinig aber steil zur Passhöhe führt, ist die Ostseite mit kurven und Spitzkehren der schönsten Art gespickt.
Es waren zwar viele Motorräder auf dem Flüelapass, allerdings keine VX. Wieso eigentlich nicht?
Livigno
Da sich der Tankinhalt meines durstigen zweizylindrigen Schatzes dem Ende neigte, beschloss ich ins Zollausschlussgebiet Livigno zu fahren. Ich hätte natürlich auch in der Schweiz oder Italien tanken können, aber schließlich bin ich ja Nordschwabe, und habe somit einen Igel in der Tasche.
Dabei stellte ich fest, dass der Tunnel aus dem Engadin nach Livigno mit sieben Euro mittlerweile recht teuer geworden ist. Mir blutete das Schwabenherz.
Auch Petrus war darüber so traurig, dass sogar der Himmel weinte, genau gesagt schüttete wie aus Kübeln.
Ich nutzte den Zeitraum des Gewitters um mich mit einer Falsche Willi einzudecken. Koffer und Tankrucksack waren zwar relativ prall gefüllt, aber für einen zollfreien Schnaps findet sich bei einem Nordschwaben natürlich immer noch ein Plätzchen.
Forcola di Livigno
Die Forcola die Livigno ist ein relativ hoher aber recht unspektakolärer Pass der auf seiner Südseite direkt in die Passtrasse des Bernina mündet. Auf der Passhöhe befindet sich eine Grenzstation, die scheinbar aus Bürocontainern zusammengebaut wurde. Das sieht nicht besonders idyllisch aus, ist wahrscheinlich der Grund warum keine weitere VX auf der Forcola di Livigno anzutreffen war.
Berninapass
Der Berninapass ist ein sehr gefälliger Pass mit ordentlich Kurven und griffigen Fahrbahnbelag. Oben auf der Passhöhe liegt ein kleiner Stausee an dem sich eine kleine Bahnstation befindet. Bei einem Bahnhof in einer so schönen Lage könnte man glatt zum Zugfahrer werden, aber so schlimm ist des dann doch nicht gekommen.
Vom Bernina ging’s erst einmal über die Grenze nach Italien um von Süden den Gaviapass anzufahren. Bei diesem Grenzübertritt muss unglaublich kriminell und gefährlich ausgesehen haben. Ich kann mich nicht erinnern in den letzten 15 Jahren mit dem Motorrad an einer Grenze kontrolliert worden zu sein. Diesmal erwischte es mich dafür doppelt. Am Schweizer Zoll verschwand der Zöllner eine Minute mit dem Pass im Grenzerhäuschen, auf der italienischen Seite musste ich Koffer und Tankrucksack öffnen. Gegen die Williflasche war übrigens nichts einzuwenden.
Gaviapass
Der schönste Alpenpass ist und bleibt für mich der Gavia, und daran hat sich auch auf dieser Tour nichts geändert.
Speziell die Südseite mit ihren engen in den Steilhang gebauten Kurven ist für mich durch nichts zu überbieten. Natürlich führt es zu einem Problem wenn, sich auf dieser Strecke zwei Dosen entgegenkommen, aber welcher VX-Treiber interessiert sich für Bürgerkäfige, wenn sich sein zweizylindriger Kurvenräuber nicht gerade auf einem Anhänger befindet.
Die fahrt über den Bergkamm des Gavia ist jedes Mal wieder schön und der Blick auf die Gletscher ein unbeschreiblich Erlebnis. Leider war keine weite VX auf dem Gavia. Wieso eigentlich nicht?
Stilfser Joch
Das Stilfser Joch wird nicht zu Unrecht auch als die Königin der Alpenpässe bezeichet. Es gibt zwar in den französichen Alpen noch höhere Übergänge als den mit 2760 m höchsten Pass der Ostalpen, aber keinen, der mit achtundvierzig aufeinanderfolgende Spitzkehren aufwarten kann. Man sollte zwar das Stilfser Joch normalerweise von Ost nach West fahren, um die 48 kehren der Nordwestflange im Aufwärtsgang zu nehmen, aber ich kam ja nun mal aus der Schweiz.
Auch die Südwestrampe des Passo de Stelvio macht mächtig Laune, heiligs Pässle, gibt es hier viele Kurven.
Auf der Passhöhe war es ein Wenig maifrisch, und deshalb beschoss ich im Hotel Genziana einen Kaffee zu konsumieren. Dort saß ich dann sehr gemütlich am Kamin, was mich auf die Idee brachte einmal nach verfügbaren Zimmern und den Preisen zu fragen, die mich angenehm überraschten. Sechzig Euro für ein Zimmer mit Halbpension in einer so exponierten Lage dürfen durchaus als nordschwabenkonform bezeichnet werden. Da hab ich im Tal schon schlechter und teurer übernachtet.
Mit netter Bar, Motorradgarage und Partyterrasse würde sich dieser Ort auch für ein prima Minitreffen anbieten.
Nach einem lecker Menü, nem Literle Wein und ein Paar Grappa begab ich mich zur Ruhe, nicht ohne vorher den klaren Sternenhimmel in 2760 zu bewundern. In der Nacht hatte ich herrliche Träume von achtundvierzig Spitzkehren in Folge.
Als ich Morgens und auf dem Weg Richtun Nasszelle aus dem Fenster blickte stockte mir der Atem. Alles Weiß!!! In der Nacht hatte ein paar Zentimeter Neuschnee gegeben und es schneite fröhlich weiter. NA TOLL!!! Da verläßt man sich einmal auf die Prognosen der Klimatatastophe und dann SOWAS.
Auch die Vorhersage im Fernsehen verhies nix Gutes. Am nächsten Tag sollte die Scheefallgrenze auf 1700 Meter fallen. Ich befand mich mit meiner zweizylindrigen Bergsteigerrin gerade einen schlappen Höhenkilometer oberhalb dieser Marke.
Während ich erst einmal in Ruhe frühstückte, konnte ich mit ansehen, wie draußen die Streufahrzeuge ganze Arbeit leisteten. Anschließend befanden sich auf der Strasse nur noch ein paar Schneematschreste, die aber auch am wegtauen waren. Kurz darauf waren dann auch die ersten Moppedfahrer auf dem Joch die ich über den Straßenzustand befragte. Leider waren kein VX-Fahrer unter ihnen. Wieso eigentlich nicht?
Die ersten fünf Meter von der Garage bis auf die Strasse waren natürlich nicht gestreut, und somit die schwierigsten des Tages.
Das Stilfser Joch herunter wollten die guten BT45 nicht so recht auf Betriebstemperatur kommen. Aber im unteren Bereich wurde die Strasse dann trockener und so konnte der Unterhaltungsfaktor steigen.
Wie schon anfangs erwähnt macht das Stilfser Joch in umgekehrter Richtung eigentlich mehr Spaß aber wenn man einmal nach der Nordostrampe heil unten angekommen ist, weiß man wenigstens, dass die Bremsen vorher in Ordnung waren.
Sella
Am Fuße des Stilfser Jochs angekommen ging’s mit der Bella Machina (wie VX800 auf italienisch heißt) schnurstracks Richtung Dolomiten. Als ich das Etschtal verlies und Richtung Sellagruppe abbog verschlechterte sich das Wetter zusehends, und im Val Gardena (Grödnertal) schüttete es, als würde die gleichnamige Firma hier ihre Rasensprenger testen. Na egal, von einer Sellarunde lässt sich ja ein VX-Treiber nicht durch schlechtes Wetter abhalten.
Im Bereich des Sellapasses musste ich dann schon ein wenig Ob8 geben, um nicht auf den Hagelkörnern auszurutschen, die dort kurz zuvor runtergekommen sein müssen. Leider war keine weitere VX auf dem Sellapass. Wieso eigentlich nicht?
Sella Pass, wieder mal Regen, der Auspuff hält, Dreiwettererwin!
Pordoi Joch
Während der Abfahrt vom Sella zum Pordio wurde das Wetter dann wieder besser beziehungsweise der Regen wärmer. Als die Sonne herauskam, bildete das von der Strasse verdampfende Wasser so dichte Wolken, dass man kaum noch die Kurven sehen konnte, und davon gab es Gottlob sehr viele.
Auf dem Pordoi trank ich dann erst mal einen Kaffee. Ich hätte natürlich auch einen Tiramisu vertilgen können, aber schließlich bin ja Nordschwabe und somit geizig wie die Nacht.
Passo Campolongo
Der Himmel hatte sich mittlerweile wieder aufgeklart, und die verbliebenen Restwolken hingen wie Wattebäusche in den Dolomitengipfeln der Sellagruppe. Weiter ging’s zum Campolongo. Dieser Pass ist gerade einmal 1875 m hoch. Es teilweise schon erschreckend, was sich heutzutage nicht alles Pass nennen darf.
Grödner Joch
Die Felsformation der Sella suchen unter den Alpengipfel ihres Gleiche. Wie spitze Eckzähne ragen die drei Zinnen des Langhofels nahe dem Gröner Joch in den tiefblauen Himmel, und immer wieder schoben sich kleine Wolkenformation an den Bergspitzen vorbei.
Rückfahrt
Gegen Abend dann noch Fluchs über Brenner und Fernpass nach Deutschland gefahren. Ich hätte natürlich noch ein paar mautpflichtige Bergstrecken im Ösiland mitnehmen können, aber schließlich bin ich ja Nordschwabe, der wo ...
Die 700 km Autobahnrückfahrt nach Nordschwaben waren von einem deutschlandüberdeckendem Tiefdruckgebiet geprägt, und so ergab sich für meinen zweizylindrigen Kilometerfresser die Chance mal wieder seine Spritzigkeit unter Beweis zu stellen. Das feuchfröhliche Fahrvergnügen wurde nur dadurch getrübt, das man heutzutage dauernd durch Dosenfahrer behindert wird, die ein motorisiertes Zweirad auf einem Anhänger hinter sich herziehen. Ein ständiges Ärgernis für uns VX-Piloten.
Mein Dank gilt zum Schluss noch einmal Erwin, ohne dessen spontane Hilfe die Tour eventuell schon nach dem zweiten Tag zu Ende gewesen wäre.
Jörg(107)
VX800 Schwabenfraktion / Sektion Braunschweig
Tour 06
Zuletzt bearbeitet von joerg107 am Mo Jul 19, 2010 06:15:20, insgesamt 4-mal bearbeitet |
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